Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Ein Jahr Afrikanische Schweinepest in Hessen

Landwirtschaftsminister Ingmar Jung: „Wir haben die Seuche erfolgreich eingedämmt, aber sie ist noch nicht besiegt.“

Am 15. Juni 2024 wurde bei einem Wildschwein bei Rüsselsheim erstmals das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hessen nachgewiesen. Die Bekämpfung der Tierseuche hat seit diesem ersten Fund höchste Priorität für das Hessische Landwirtschafts- und Umweltministerium (HMLU). Das Land hat umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung zu verhindern und die betroffenen Gebiete zu kontrollieren. „Der Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest ist ein Marathon, kein Sprint. Das stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen – Landkreise, Kommunen, Jäger sowie Land- und Forstwirtschaft und Ehrenamtliche. Allen, die uns in diesem Kampf unterstützen, danke ich herzlich. Gleichzeitig bitte ich um Geduld: Wir haben die Seuche zwar erfolgreich eingedämmt, aber sie ist noch nicht besiegt“, erklärt Landwirtschaftsminister Ingmar Jung. „Es ist entscheidend, dass wir als Gesellschaft wachsam bleiben. Nur so können wir darauf hinarbeiten, dass Hessen langfristig wieder seuchenfrei wird“, so Jung weiter.

Effizientes Krisenmanagement

Direkt nach dem Ausbruch im Juni 2024 reagierte das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt mit dem Aufbau des Führungsstabs ASP, der Suchen mittels Drohnen und Hunden im Gelände beauftragte, um schnell die Lage einschätzen zu können, und den sofortigen Bau von taktischen Elektrozäunen umsetzte. Unterstützt wurde der Zaunbau tatkräftig durch das Regierungspräsidium Darmstadt und HessenForst.

Im Juli war der erste Schweinebetrieb im Kreis Groß-Gerau betroffen, insgesamt mussten im Sommer 2024 acht Betriebe und ein Wildgehege ihre Bestände unter tierärztlicher Aufsicht töten lassen.

Internationale Veterinärexperten der EU-Kommission (EUVET) überzeugten sich bereits im Sommer 2024 vor Ort von der hessischen Strategie und bewerteten die Maßnahmen als vorbildlich.

Ein erster Meilenstein war der Bau eines „Fernriegel“ genannten Festzauns entlang der B45.

Im Dezember gab es einen Ausbruch im Rheingau-Taunus-Kreis, der allerdings rasch kontrolliert werden konnte – ein weiterer Beleg für die Wirksamkeit des Gesamtkonzepts. Seit dem Winter 2024/25 werden rund um die zwei Kerngebiete in Hessen Festzäune errichtet, um die weitere Ausbreitung der ASP einzudämmen.

Als nächster Schritt folgt derzeit die Einrichtung von sogenannten „Weißen Zonen“. Dabei handelt es sich um fest umzäunte Gebiete, die schlussendlich als Wildschwein-freie Zonen zwischen dem Seuchengebiet und seuchenfreiem Gebiet entstehen sollen, um Infektionsketten zu unterbrechen. Auch außerhalb dieser Zone soll die Wildschweinpopulation durch Bejagung stark reduziert werden. Die meisten betroffenen Landkreise und kreisfreien Städte, die ausschließlich im Regierungsbezirk Darmstadt liegen, haben für die Jägerschaft Abschussprämien ausgelobt, die durch das Land Hessen auf bis zu 200 Euro verdoppelt werden können. Parallel setzt das Landwirtschaftsministerium auf den direkten Austausch mit Betroffenen: Bei fünf regionalen Dialogveranstaltungen diskutierten rund 850 interessierte Bürger, Jäger und Landwirte mit Behörden und Fachleuten.

Krisenbekämpfung Hand in Hand mit Jägern und Landwirten

Die Jägerschaft unterstützt das Land, die Landkreise und kreisfreien Städte seit der ersten Stunde des ASP-Ausbruchs in Hessen. Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Präsident des Landesjagdverbands Hessen, betont die gute Zusammenarbeit: „Die Jäger sind wichtige Partner und Verbündete bei der Bekämpfung der ASP. Sie nehmen ihren Hegeauftrag und die Seuchenbekämpfung sehr ernst. Unser Ziel ist es, durch gezielte Bejagung künftig wieder gesunde Schwarzwildbestände in den betroffenen Regionen zu ermöglichen. Gleichzeitig tragen wir zum Schutz der Landwirte und Schweinehalter bei, für die ein ASP-Ausbruch existenzbedrohend ist. Auch andere Bundesländer mit intensiver Schweinehaltung müssen vor einem Eintrag geschützt werden. Jede Reduktion der Virenlast hilft, die Übertragung auf Hausschweine zu verhindern.“

Für die landwirtschaftlichen Betriebe steht viel auf dem Spiel. Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbands, erklärt: „Die enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Jägerschaft und Behörden war und ist entscheidend für eine wirksame Seuchenbekämpfung. Der gute Austausch mit dem Hessischen Landwirtschaftsministerium war dabei für uns als Bauernverband besonders wertvoll. Auch wenn die Umsetzung in den Kreisen teilweise unterschiedlich verlief, sehen wir in den gemeinsamen Erfahrungen eine gute Grundlage, um solche Abläufe künftig weiter zu verbessern.“

Mit dem Wegfall von Jagdeinschränkungen und gezielten Erleichterungen bei der Ernte konnten zuletzt wichtige Schritte für Jagd, Landwirtschaft und Seuchenbekämpfung gleichzeitig ermöglicht werden.

„Dein Handeln zählt!"

Unter dem Motto „Dein Handeln zählt!“ hat das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt mit einer breiten Öffentlichkeitskampagne darüber informiert, wie wichtig die Einhaltung bestimmter Maßnahmen ist. Gerade jetzt, wo viele Bürgerinnen und Bürger bei wärmeren Temperaturen wieder vermehrt draußen unterwegs sind, gilt der Appell an alle, weiter aufmerksam zu sein:

  • Speisereste richtig entsorgen: Bitte entsorgen Sie Wurst- und Fleischabfälle ausschließlich in geschlossenen Mülleimern. Offene Abfälle, etwa an Raststätten, können von Wildschweinen aufgenommen werden und die Seuche weiterverbreiten.
  • Zäune respektieren: Halten Sie sich an die Absperrungen und schließen Sie Tore bei Elektro- und Festzäunen unbedingt.
  • Tote Wildschweine melden: Entdecken Sie verendete Wildschweine, informieren Sie bitte umgehend die zuständige Veterinärbehörde des Landkreises bzw. der kreisfreien Stadt.

Ausblick

Um die ASP vollständig tilgen zu können, müssen nach erfolgreicher Etablierung der Weißen Zonen auch im Kerngebiet alle noch überlebenden Wildschweine entnommen werden. Grund ist, dass vermutlich nicht alle Kadaver von an ASP verendeten Wildschweinen gefunden und geborgen werden können, das Virus aber eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit in der Umwelt hat. Deswegen wird uns die Schweinepest noch länger beschäftigen. Die EU-Kommission wird frühestens ein Jahr nach dem letzten positiven ASP-Fall einem Antrag auf Wiederanerkennung der Seuchenfreiheit zustimmen.

Hintergrund und aktuelle Zahlen zur Afrikanischen Schweinepest

Seit dem ersten bestätigten ASP-Fall am 15. Juni 2024 wurden hessenweit 5.804 Wildschweine bzw. Wildschweinkadaver beprobt. Davon sind 2.192 positiv getestet. Für die Kadaversuche wurden in Hessen bislang rund 256.000 Hektar Fläche mithilfe von Drohnen und rund 208.000 Hektar mit Suchhunden abgesucht (Stand: 10. Juni 2025). Es wurden ca. 280 Kilometer Festzaun und ca. 300 Kilometer mobiler Elektrozaun gebaut. Bisher hat das Land Sachmittel in Höhe von rund 20,5 Millionen Euro für Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP in Hessen verausgabt. Das HMLU setzt sich auf Bundesebene in verschiedenen Gremien gemeinsam mit anderen Ländern dafür ein, dass sich der Bund an den Kosten für die Bekämpfung der ASP ein. Neben Hessen sind auch Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Sachsen von der Seuche betroffen. 

Das ASP-Virus ist für Schweine hochansteckend und fast immer tödlich. Für Menschen und andere Tiere stellt es jedoch keine Gefahr dar. Auch der Verzehr von Wildschweinfleisch ist unbedenklich.

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