„Hier entsteht die Wildnis von Morgen. Natur kann sich frei entfalten und seltene Arten finden ein Refugium. So schützen wir die Artenvielfalt und damit auch unser Leben und unsere Zukunft“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz. Die Waldfläche des neu ausgewiesenen Naturschutzgebietes „Langder Wald und Silbachtal“ war größtenteils bereits seit 2019 aus der forstlichen Nutzung genommen worden und der natürlichen Entwicklung überlassen. Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet ist die Fläche jetzt rechtlich geschützt. „Das Regierungspräsidium Gießen hat somit alle fünf Naturwaldentwicklungsflächen über 100 Hektar im Regierungsbezirk dauerhaft unter Schutz gestellt – ganz herzlichen Dank dafür“, so die Ministerin. Neben dem Gebiet „Langder Wald und Silbachtal“ sind die Naturwaldentwicklungsflächen „Oberes Niddatal und Forellenteiche“, „Feldatal“, „Schelder Wald“ und „Lahnwälder bei Katzenbach“ bereits ausgewiesen.
Dauerhafter Schutz der Naturwälder zentral, um Artenvielfalt zu schützen
Im Hessischen Staatswald werden insgesamt 10 Prozent der Fläche aus der Nutzung genommen. In diesen Flächen soll sich eine vom Menschen unbeeinflusste natürliche Dynamik der Waldökosysteme entwickeln. Sie leisten als Refugien für gefährdete Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der Artenvielfalt. Zudem speichern sie CO2 und können Wasser speichern und zurückhalten. „In Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise sind Naturwälder von entscheidender Bedeutung. Ich freue mich, dass Hessen hier erfolgreich die Weichen für die Zukunft gestellt hat“, so die Umweltministerin.
Feierliche Begehung des vergrößerten Wildnisgebiets
Zum neu ausgewiesenen Naturschutzgebiet gehört auch das Wildnisgebiet „Laubacher Wald – Westlicher Vogelsberg“, das mit Hilfe des Wildnisfonds der Bundesregierung deutlich erweitert werden konnte.
Heute besuchten die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Dr. Bettina Hoffmann, und der Hessische Staatssekretär Oliver Conz das Gebiet, in dem sich die dort vorhandenen, für Deutschland einmaligen Buchenwaldflächen wieder frei entwickeln können.
Die bis zu 40 Meter hohen, teils mehr als 160 Jahre alten Buchen und auch Eichen bieten vielen in Europa geschützten Tier- und Pflanzenarten einen idealen Lebensraum. Davon konnten sich Hoffmann und Conz bei einer Exkursion selbst überzeugen.
„Mich freut besonders, dass Hessen als ‚Buchenland‘ mit diesem gemeinschaftlichen Projekt seiner und Deutschlands besonderen Verantwortung für die Buchenwälder nachkommt. Mit dem Schutz dieses wertvollen Ökosystems wahren wir auch den Lebensraum vieler verschiedener Tier- und Pflanzenarten, so zum Beispiel von mehreren Specht- und Fledermausarten, der Wildkatze und dem Grünen Besenmoos“, erklärte Oliver Conz.
Die Gesamtfläche des Naturschutzgebiets „Langder Wald und Silbachtal“ setzt sich aus vier Teilflächen zusammen. Neben dem bereits bestehenden Naturschutzgebiet Silbachtal ist der größte Teil, 785 Hektar, Staatswald des Landes Hessen. Im Jahr 2020 war es der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe mit einer Förderung des Wildnisfonds gelungen, die Nutzungsrechte an einem angrenzenden, 225 Hektar großen Stück Privatwald von der Gräflichen Forstverwaltung Solms-Laubach zu erstehen. Anfang 2023 konnte die vorhandene, bereits über 1.000 Hektar große Wildnisfläche dann um zusätzliche 176 Hektar des Hungener Stadtwaldes auf insgesamt rund 1.200 Hektar erweitert werden.
Hintergrund
Das Förderprogramm „Wildnisfonds“ des Bundes richtet sich an Besitzende von beispielsweise Wald- oder Auenflächen, darunter Kommunen, Kirchen oder Privatleute, die ihre Flächen zur Wiederherstellung von großflächigen Wildnisgebieten in Deutschland bereitstellen wollen. Das Programm ist auch vor dem Hintergrund attraktiv, weil es ein konstantes Einkommen für die Bereitstellung zusichert, während Erlöse aus der Bewirtschaftung aufgrund des Klimawandels zunehmend mit Unsicherheiten behaftet sind.
Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe sichert die wertvollen Naturschutzflächen, um diese als Lebensraum für seltene und bedrohte Arten zu schützen und zu entwickeln. Sie bewahrt in über 30 Gebieten mehr als 22.000 Hektar Land für die Natur. Wald- und Naturflächen überlässt sie ungenutzt der freien Entwicklung. Ihre Landwirtschaftsflächen werden unter naturschutzfachlichen Vorgaben von örtlichen Landwirten ökologisch bewirtschaftet. Bei der naturschutzfachlichen Betreuung ihrer Flächen wird sie durch ehrenamtlich Aktive der über 2.000 Untergliederungen des NABU unterstützt.